Über den Menschen
Der Text Über den Menschen ist eine systematische Anthropologie,
die der heilige Ignatij streng auf dem Boden der orthodoxen Lehre und Überlieferung entfaltet. Sein Menschenbild entspricht dem des heiligen Apostels Paulus: Wir sind erschaffen mit dem Ziel, geheiligt zu werden und
Tempel des Heiligen Geistes zu sein. Den Schwerpunkt seiner Betrachtung legt der heilige Ignatij dabei auf die praktischen Wege dorthin und auf die Gefahren, die es mit sich bringt, wenn wir diese Wege nicht gehen und stattdessen versuchen, hier auf Erden zu leben, als gäbe es kein Ende, als wären wir keine Verbannten aus dem Paradies, sondern hätten irgendeinen Gewinn davon, uns Schätze im Diesseits anzuhäufen.
Der darauffolgende Text Über die Wahrnehmung der Geistwesen
steht damit im engen Zusammenhang – ist es doch nicht allein unsere aus dem Sündenfall entsprungene Sündhaftigkeit, die uns auf dem Weg der Heiligung entgegensteht. Nach der Lehre der Kirche verbringen wir unser
irdisches Leben im Herrschaftsgebiet der gefallenen Geister, die ebenso wie die Menschen wegen ihrer Auflehnung gegen Gott aus den Himmeln verbannt und auf die Erde herabgeworfen worden sind. Jeder, der ernsthaft den Weg der
Reinigung und UmkehrUmgeisten griech. metanoia: die Hinwendung des Nous (des menschl. Geistes) von der Sünde zu Gott durch Reue und Umkehr beschreitet, wird früher oder später Ziel ihrer Intrigen. Kenne deinen Feind, rät uns der heilige Ignatij, wie willst du sonst den Sieg davontragen?
Hierzu interessant: der Gedankenaustausch mit dem heiligen Feofan dem Klausner über die Substanz der Seele (siehe unten).
Den Abschluss bildet der bekannte Aufsatz Über den Tod. Nie war es notwendiger, die eigene Endlichkeit im Blick zu bewahren, als in der heutigen Zeit, in der das Thema Tod so umfassend verdrängt wird. Das Ideal unserer Gesellschaft ist ein scheinbar ewiges Glücklichsein auf Erden; die Frage nach dem, was anschließend kommt, ist unangenehm, und Schätze im Himmel sind kein Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Umso wichtiger ist das stete Gewahrsein der eigenen Sterblichkeit für jeden Christen – der heilige Ignatij sieht darin den leichtesten Weg zur Errettung und Heiligung.
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